Samstag, 16. August 2008

Feel like comin' home







Auf unserem Weg Richtung Norden haben uns wieder einmal nebelartige Rauchschwaden zu einer Kursänderung gezwungen. Ashland hieß der Ort. Hier hatte es wohl schon öfter gebrannt. Aber das war zum Glück sehr lange her. Ashland ist ein sehr grüner, gepflegter Ort mit gehobener Gastronomie und einem ausgezeichneten Theaterfestival. Als Recklinghäuser, die ihre Heimatstadt jedem Fremden mit den gleichen Worten beschreiben würden, fühlten wir uns sofort heimisch. Dies zum ersten "comin' home".
Das Theaterfestival in Ashland ist jedoch mit dem Recklinghäuser nicht vergleichbar, da jedes Jahr ausschließlich Stücke von Shakespeare dargeboten werden. Das Festival soll einen überregionalen Ruf besitzen. Von dieser Qualität konnten wir uns jedoch nicht selbst überzeugen, denn das Britt Open Air Festival im Nachbarort Jacksonville reizte uns mit seiner klassischen Filmmusik noch mehr. Dort genossen wir also, auf unseren Campingstühlen sitzend, bei Rotwein und Käse, die Musik aus Robin Hood, Psycho, Vertigo und anderen bekannten Filmen. Jacksonville hat darüber hinaus noch einiges an Historie zu bieten. Als der Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert eine Zeitlang nur schleppend voran ging, musste jede Siedlerfamilie hier an der Endhaltestelle aussteigen. Nach den Siedlern kamen mehr als 500 Goldgräber und bohrten emsig unzählige, bis zu 5 m tiefe Löcher in den angrenzenden Waldboden, die bis heute noch immer nicht verfüllt wurden.
Jacksonville präsentiert sich im 21. Jahrhundert als wohlhabende Westernstadt, die im Sommer Touristen aus allen Himmelsrichtungen anzieht. Um zwei Dinge sollte man hier jedoch geflissentlich einen Bogen machen: 1.) In überteuerten Feinkostläden einkaufen und 2.) Nächtliche Versteckspiele im Wald betreiben (Was hinterließen die Goldgräber noch gleich?).
Da wir aus den Löchern im Waldboden ohne Blessuren, aber leider auch ohne Goldfund, wieder herausstiegen, konnten wir unser Motel am nächsten Morgen gesund und reich an Erlebnissen wieder verlassen.
Ein wenig standen wir bei unserer Abfahrt unter Zeitdruck, da wir uns bei unserem Servas Kontakt in Portland (ca. 5 Stunden von Ashland entfernt) vor 17 Uhr angemeldet hatten und unsere 'hosts' von 17 Uhr bis 21 Uhr bei Freunden eingeladen waren. Wer uns kennt, weiß, dass wir morgens gerne gemütlich in den Tag starten. Nach einem ausgiebigen Frühstück trugen wir also gegen 11:00 Uhr unsere Gepäckstücke zum Auto, als uns eine Angestellte des Motels mit einem Paar aus Deutschland zusammen führte. "Ach, hallo, auch aus Deutschland. Was macht ihr denn hier so?" "Eine Weltreise." "Wirklich? Wir auch!" So begann unsere Begegnung mit Stefanie und Reiner, die sich wenig später als äußerst anregend herausstellte. Beide haben zwei Wochen vor uns mit ihrer Reise begonnen, werden aber noch 50 Wochen länger als wir unterwegs sein. Doch es gibt noch mehr Unterschiede. Beide reisen in südlicher Richtung, haben ihre Kontakte zur Heimat - für uns "Emailer" und "Blogger" äußerst eindrucksvoll - aufs Äußerste reduziert und haben natürlich weder Laptop noch Handy dabei.
Aus einem kurzen small talk auf dem Gehsteig wurden im Nu zwei Stunden lebhaftes Gespräch bei einer heißen Tasse Kaffee in einem urigen Ambiente. [Falls Reiner zufällig in unseren blog schaut: Dein Trick mit dem Universum hat heute funktioniert. Wir haben doch tatsächlich den letzten freien Campingplatz im Olympic National Forest erwischt. Bei euch war hier wohl Flaute, bei uns herrscht zur Zeit die große Ferienhysterie. Wir hoffen, ihr genießt weiterhin eure Freiheit!]
Mit unserem Servas Kontakt hatten wir weiteres großes Glück. Als wir telefonisch ankündigten, doch erst später erscheinen zu können, beschrieb mir Jeanne wo wir den Haustürschlüssel finden würden. Als wir Portland und den Schlüssel für die kleine 'urban farm' schließlich gegen 20 Uhr erreichten, betraten wir ein menschenleeres, mit kleinen Hinweiszettelchen tapeziertes Haus. Kostproben: Jasper doesn't bite, please speak friendly and quiet to him, no yelling. Jasper tries to get out, keep the door shut. In the fridge you'll find something to eat. Help yourself to anything you like. It's okay when the chickens are running on the sidewalk.
Die nächsten Tage waren erfreulich und anregend. Nach der ersten Nacht im frisch duftenden Bett und den ersten längeren Gesprächen entwickelte sich rasch eine zwanglose und freundschaftliche Atmosphäre. Unsere Gastgeber bezogen uns in ihr eigenes Leben mit ein, gaben uns aber auch immer wieder Rückzugsräume. Dies war also unser zweites "comin home".
Da Jeanne mit ihren Freundinnen vor kurzem gerade eine Paddeltour auf Vancouver Island gemacht hatte, konnte sie uns mit hilfreichen Informationen versorgen, so dass unser nächstes Abenteuer nicht nur einen vagen Umriss hat, sondern bereits fest in trockene Tücher gewickelt ist. Am nächsten Dienstag werden wir im Nordosten von Vancouver Island mit einem Tandemkajak an der Küste entlang in Richtung Süden paddeln und uns drei Tage lang in der Wildnis auf die Pirsch nach Killerwalen (Orcas) begeben. Sollten wir uns bis Weihnachten nicht mehr melden, haben entweder die Killerwale ihre Speisekarte geändert oder wir haben die Anregungen von Stefanie und Reiner umgesetzt. Hoffentlich noch mehr Blog-Kommentare von euch lassen beides eher unwahrscheinlich werden:-)

2 Kommentare:

Sunshine hat gesagt…

Hey Guys!!
Schön, dass ihr mal wieder ein Gefühl von Heimat habt!!! Wir senden euch die allerliebsten Grüße aus good old Marmstorf und drücken euch!!! Eure Minja, Korde und Kira
P.S. Greetings auch von jani...

Sperling hat gesagt…

Hi folks, great to hear all is going smooth in uncle sam's country. I do enjoy reading your blogs and at home in Eddersheim kids are attending Kindergarten while Alina is in her 3rd school week already and having lots of fun. Financial control is all under control according to my recent studies, thus you guys aren't drowning on dry land yet (who sung this song again?)
Love, kisses+hugs