Montag, 9. März 2009

Abstecher in das Herz Australiens - Momentaufnahme aus der Fahrgastzelle






Zwei dürfen vorne sitzen, die anderen acht hocken eingeengt und quer zur Fahrtrichtung einander gegenüber.
Blicke wechseln in müde Gesichter und fliegende Landschaften, die bald nichts Anregendes mehr zu bieten haben.
Doch statt Ruhe herrscht wieder mal Kindergartengeschrei.
Der von Aufmerksamkeitssucht getriebene, 26jährige Spaßmacher aus Holland spritzt mit der Wasserflasche in den Ausschnitt des blonden 20jährigen Landesfräuleins, die aufgeregt kreischt und lacht.
Pop und Rock plärren aus der einzigen Fahrgasttür,
die schlecht geölt mit schrillem Quietschen unbedingt zur Kakophonie beitragen muss.
Heiße Luft knallt durch die geöffneten Schiebefenster,
die Sonne brennt, Schweiß klebt auf der schmutzigen Haut,
die Klimaanlage im Armaturenbrett reicht nur für vorne.

Plattgedrückte Pobacken schmerzen wie
lange dauert die Fahrt wieder
ein Schlag in die Wirbelsäule

Der fliegende Holländer macht immer noch den Gockel, seine drei Küken gackern wild Applaus,
pubertäre Exzesse.
3500 km in zehn Tagen auf schlaglöchernden Schotterpisten können sehr lang werden.

Ich schicke meine Gedanken auf Reisen, um dem Käfig der Narren für kurze Zeit zu entkommen.
Als ich innerlich wieder zurückkehre, fällt mein Blick auf die hässliche 39jährige Holländerin.
Warum sitzt sie eigentlich ständig vorne links, sehr bequem, gut gekühlt und mit sichtlichem Spaß bei der Musikauswahl auf dem i-pod? Wird ihr hinten wirklich schlecht und ist das angebliche Hüftleiden echt?
(Später wird sich herausstellen, dass sie nicht nur sehr sportlich, sondern auch eine krankhafte Egomanin ist. Am Ende kommt es deswegen tatsächlich noch zu Handgreiflichkeiten, aber das ist wieder eine andere Geschichte.)

Kira meint: "Wir hätten es schlechter treffen können."
Sie ist kein Küken mehr - welch ein Glück!

P.S. Dem Leser ist sicher aufgefallen, dass im Text häufig von unseren Nachbarn im Westen die Rede ist. Dies ist kein Zufall, denn sie stellten mit sechs Teilnehmern die Mehrheit in unserer Reisegruppe dar, und von der netten Irin lässt sich nur Positives berichten.
Nichts gegen unsere Nachbarn im Westen, aber nach dieser Reise wird das Jahr 1974 von mir noch einmal mit besonderer Genugtuung wahrgenommen. Wann hat Gerd Müller noch einmal das Siegtor zum 2:1 geschossen?

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